Das Institut français und die Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt beauftragen mich mit der Gestaltung einer Ausstellung, die anlässlich des 50. Jahrestags des Mai 68 organisiert wird. Die Ausstellung zeigt Plakate, die während der Ereignisse in den Ateliers populaires der Écoles des Beaux-Arts und der Arts Décoratifs in Paris entstanden sind. Die Herausforderung besteht darin, drei Teilausstellungen für die Städte Magdeburg, Dessau und Halle zu konzipieren, um dann eine Gesamtausstellung zu bilden, die vom Rathaus in Halle beherbergt wird.

Die bedeutenden kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Reformmaßnahmen, die die Zeit nach dem Mai 1968 kennzeichneten, machten diese Plakate zu wahren Ikonen. Sie werden noch heute zitiert und zweckentfremdet, um soziale Forderungen in der Art der Parolen von Demonstrationen "herauszuschreien". Die ursprünglichen Plakate waren ziemlich klein und hatten nicht mehr als die Größe eines Siebdruckrahmens. Die Studenten klebten sie wiederholt an die Mauern, um ihre Sichtbarkeit zu erhöhen. Ich habe diese Blickfänge neu interpretiert, indem ich konsequente Vergrößerungen vorgenommen habe, die die Besucher·innen mitten in die Revolte bringen.

Parallel zu meiner grafischen Aufgabe hatte ich das Glück, die Funktion einer Ausstellungskuratorin zu übernehmen. Ich musste den Inhalt und den Ablauf der Ausstellung festlegen, die mit der Bibliothèque nationale de France (BnF) ausgehandelten Plakate auswählen, Interviews mit den damaligen Akteur·innen führen und den Raum sowie den Besucherverkehr am Ausstellungsorte gestalten. Eine ideale Gelegenheit für mich, um von der Form auf den Inhalt überzugehen.